Werte im Quadrat

Ein Pilotprojekt zur Demokratiebildung in den Programmorten von Ein Quadratkilometer Bildung

Der Alltag vieler Kinder ist von großer sozialer, kultureller und religiöser Vielfalt geprägt. Diese Vielfalt bereichert, doch sie stellt die Kitas, Horte, Schulen und andere Bildungsengagierte auch vor große Herausforderungen. Zudem machen viele Kinder früh Erfahrungen mit gesellschaftlicher Ungleichheit und müssen sich mit Krieg und Fluchterfahrung auseinandersetzen – ihrer eigenen oder der anderer. Kindern Toleranz und Gemeinschaftssinn zu vermitteln und sie darin zu unterstützen, den Wertvorstellungen anderer Menschen offen und neugierig zu begegnen, sich mit ihnen gewinnbringend auseinanderzusetzen, ist nicht allein Aufgabe des Elternhauses. Alle Bildungsinstitutionen und Menschen sind gefragt, die Kinder in ihrer Persönlichkeitsentwicklung begleiten: Schule, aber auch Kita, der betreute Ganztag, Vereine, und viele mehr – ein ganzes Netzwerk engagierter Menschen.

Eine hybride Fortbildungsreihe über den Zeitraum eines Jahres stellt vier Ansätze der Demokratiebildung vor, die im pädagogischen Alltag Anwendung finden und im Bildungsnetzwerk von km2 Bildung umgesetzt werden können:

  • Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung
  • Philosophieren mit Kindern
  • Lernen durch Engagement
  • Kinderrechtebasierte Demokratiebildung

Werte im Quadrat richtet sich an Lehr- und Fachkräfte, sowie ehrenamtlich Engagierte in den Programmorten von Ein Quadratkilometer Bildung, die mit Kindern im Alter von 5 –10 Jahren arbeiten und nach neuen Wegen suchen, ein respektvolles Miteinander und die Gemeinschaft vor Ort zu stärken. Eine nachhaltige praktische Auseinandersetzung mit Demokratiebildung kann das Zusammenleben aller verbessern, ob Groß oder Klein. Dafür braucht es Botschafter:innen, die nicht nur in ihrer eigenen Institution wirken wollen, sondern in einem ganzen Bildungsnetzwerk. Sie treiben das Thema gemeinsam voran und wissen, wo ihre Arbeit vor Ort am meisten gebraucht wird: Wertebotschafter:innen im Quadrat.

Bei allen Ansätzen steht das gemeinsame Gespräch auf Augenhöhe und Handeln mit den Kindern im Zentrum. Begleitend erhalten die Teilnehmer:innen die Möglichkeit, sich in Videosprechstunden mit Expert:innen auszutauschen und unterstützen einander in lokalen Ortsteams. Bücherkisten mit Fachliteratur stehen zur Verfügung und ein Umsetzungsbudget von bis zu 1.000€ je Programmort ermöglicht den Projektteams, neue Ideen vor Ort in die Tat umzusetzen.

Anti-Diskriminierung ist aktiver Kinderschutz!

Sandra RichterSandra Richter ist Multiplikatorin für den Ansatz der Vorurteilsbewussten Bildung und Erziehung bei der Fachstelle Kinderwelten Berlin. Foto: Frederic Schweizer

Die Module

Modul 1: Vorurteilsbewusste Bildung und Erziehung© ist ein pädagogischer Ansatz der Fachstelle Kinderwelten in Berlin. Nach dem Motto „Vielfalt respektieren, Ausgrenzung widerstehen“ gibt der Ansatz konkrete Anregungen für die pädagogische Praxis, wie Kinder und Erwachsene in ihrer Unterschiedlichkeit wertgeschätzt werden und vor Ausgrenzung, Abwertung und Diskriminierung geschützt werden können. Der Ansatz basiert auf den Kinderrechten und hat den Anspruch, zu Bildungsgerechtigkeit beizutragen. Die Teilnehmer:innen werden vertraut gemacht mit den vier Handlungsfeldern des Ansatzes: Vorurteilsbewusstes Gestalten der Interaktion mit Kindern, der Lernumgebung, der Zusammenarbeit mit Familien, und der Zusammenarbeit im Team.

Modul 2: Das Philosophieren mit Kindern zielt auf die Gestaltung gemeinsamer philosophischer Gespräche mit Kindern im Kita- und Grundschulalter. Diese Gespräche sind philosophisch, insofern sie vielfach existenzielle Themen behandeln und damit Themen der Philosophie, beispielsweise Freundschaft, Identität, Glück, Krieg und Frieden, Leben und Tod. Philosophisch sind sie aber auch, weil es in ihnen nicht um das Abfragen von Antworten und damit ein Denken in Kategorien von Richtig oder Falsch geht. Im Vordergrund steht vielmehr der gemeinsame Prozess des Nachdenkens. Zu ihm gehören das Formulieren eigener Fragen, die argumentative Auseinandersetzung, Perspektivwechsel, Selbstdenken. Das Philosophieren mit Kindern knüpft an das „natürliche Philosophieren“ an, durch das sich laut Ekkehard Martens alle Menschen im Laufe ihres Lebens mit der Welt auseinandersetzen, um sich in ihr und im eigenen Denken orientieren zu können. Wer bin ich? Was ist gerecht? Ist das Liebe? Diesen Fragen Raum zu geben, bedeutet, sich auf o.g. Prozess einzulassen und junge Menschen in der Entwicklung ihrer eigenen Gedanken zu begleiten und zu stärken.

Modul 3: Service-Learning – Lernen durch Engagement (LdE) ist eine kompetenzorientierte Lernform, mit der Lehrer:innen das stärkende Potenzial von Engagement für zeitgemäße Bildung nutzen: Kinder und Jugendliche erkunden entlang des Lehrplans konkrete Themen und Phänomene. Sie wenden dieses Wissen an, indem sie eigene Projekte entwickeln und umsetzen, die für sie selbst sowie die Gesellschaft bedeutend sind und dem Bildungsauftrag von Schule entsprechen. Dadurch erleben junge Menschen unabhängig von ihrer Herkunft stärkende Erfahrungen mit schulischer Bildung, gesellschaftlichem Engagement, Teilhabe und demokratischem Handeln. Dieses Wahlmodul richtet sich an diejenigen Teilnehmer:innen, die an Schulen wirken.

Modul 4: Kinderrechtebasierte Demokratiebildung: Menschen- und Kinderrechte sind nicht allein fächerübergreifende Lerninhalte. Sie sind auch eine verbindliche und hilfreiche Grundlage für die gemeinsame (demokratische) Gestaltung von pädagogischen Institutionen und Lernumfeldern. Kinder haben ein Recht darauf, dass ihre Anregungen, Beschwerden und Wünsche gehört werden. Die Fortbildung bietet eine Einführung in die Kinderrechtebildung. Dabei geht es neben der Information über die Inhalte der Rechte als Wissensvermittlung auch um die Gestaltung und Reflektion pädagogischer Beziehungen und Haltungen sowie Formen der Partizipation oder die Ausgestaltung von Kinderschutzkonzepten und Fördermöglichkeiten.

Die Teilnehmer:innen verpflichten sich zur Teilnahme an Modul 1 und 2, sowie an mindestens einem der beiden Wahlmodule (Module 3 und 4).

Service-Learning schlägt eine Brücke von der Schule in andere Lebenswelten und zeigt, warum es so wichtig ist, mit- und füreinander aktiv zu werden.

Lisa FunkeLisa Funke, Stiftung Lernen durch Engagement, ist Referentin des Moduls 3: Lernen durch Engagement. Foto: Marius Klemm

Termine

Die eineinhalbtägige Auftaktveranstaltung findet in Berlin am 22./23. September 2023 statt. Im Rahmen dieser Präsenzveranstaltung stellen sich alle Referent:innen der Qualifizierungsreihe vor und geben einen ersten Einblick in ihre Themen und Ansätze (Tag 1). Modul 1 (Tag 2) beginnt mit einem Intensivworkshop. Die Teilnehmer:innen reisen nach einem Mittagsimbiss ab.

Ende September-Dezember 2023: fünf digitale Sitzungen à 2h im Rahmen von Modul 1, werktags 16-18 Uhr: 27.09.23, 17.10.23, 08.11.23, 21.11.23, 05.12.23. Optional können Teilnehmer:innen sich für Videosprechstunden mit der Referentin anmelden, die ebenfalls werktags 16-18 Uhr stattfinden.

Januar 2024: Am 26. Januar 2024 (10-16 Uhr) beginnt Modul 2 mit einem halbtägigen Präsenz-Workshop in Berlin.

Januar-April 2024: vier digitale Sitzungen à 2h im Rahmen von Modul 2, werktags 16-18 Uhr am 29.02.24, 07.03.24, 14.03.24, 11.04.24. Optionale, aber empfohlene Videosprechstunden mit der Referentin werktags 16-18 Uhr am 13.03.24 und 10.04.24.

April-Mai 2024: Wahlmodul 3, drei digitale Sitzungen à 2h werktags 16-18 Uhr: 17.04.24, 24.04.24, 16.05.24. Optionale Videosprechstunden mit der Referentin werktags 16-18 Uhr.

Mai-Juni 2024: Wahlmodul 4, drei digitale Sitzungen à 2h werktags 16-18 Uhr: 07.05.24, 05.06.24, 12.06.24. Optionale Videosprechstunden mit der Referentin werktags 16-18 Uhr.

Herbst 2024: Am 01.10.24 findet die halbtägige Abschlussveranstaltung in Berlin statt.

Philosophieren ist Demokratiebildung. Es bedeutet, den Fragen und Gedanken von Kindern Raum zu geben und den argumentativen Austausch zwischen ihnen zu begleiten.

Eva StollreiterPhilosophin und Literaturwissenschaftlerin M. A. und Mediatorin univ. Seit 2012 ist sie Vorsitzende des Berliner Vereins Die kleinen Denker. Philosophieren mit Kindern e. V. (in Umbenennung), den sie mitgründete. Foto: privat

Gut zu wissen

Die Teilnahme am Projekt ist kostenlos, Reise- und Unterbringungskosten werden übernommen.

Kontakt

Benita Ross
T +49 (0) 30 984 28 – 751
M +49 (0) 173 600 8341
benita.ross(at)km2-bildung(dot)de

Werte im Quadrat ist ein Projekt der Stiftung Ein Quadratkilometer Bildung, das sich mit Demokratiebildung und Themen des respektvollen Zusammenlebens innerhalb einer vielfältigen Gesellschaft auseinandersetzt. Es wird gefördert durch die Karl Schlecht Stiftung (KSG) und die Karl-Konrad-und-Ria-Groeben-Stiftung.